Feuerwehr in Tansania

Fire and Rescue Force

Erste Bilder von einem Feuerwehreinsatz in Tansania findet man im Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft. Europäische und afrikanische Zivilisten versuchen mit einer Motorspritze ein Haus zu löschen. Leider wohl erfolglos.
Die erste richtige Feuerwehr in Tansania entstand  in den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts auf Sansibar. Auf dem Festland gründete die britische Kolonialmacht die ersten Feuerwehren als Teil der Polizei erst nach dem 2. Weltkrieg.
Damals betrug die Einwohnerzahl in Dar es Salaam ca. 100.000 Menschen. Die erste Feuerwache und heutige Hauptfeuerwache wurde Anfang der 50er Jahre gebaut und liegt in der Nähe des Zentrums der Stadt an der Kreuzung  Morogoro Road/ United Nations Road.
Auch in anderen Städten entstanden erste Feuerwachen. Diese britischen Typenbauten trifft man noch heute in Morogoro, Tanga und Sumbawanga.

Organisatorisch gehörten die tansanischen Feuerwachen nach Abgabe von der Polizei zu den City Utilities der jeweiligen Städte, genauso wie z.B. die Stadtreinigung.
Im Rahmen einer großen Zentralisierungswelle Anfang des jetzigen Jahrtausend innerhalb der Staatsorgane wurde auch die Feuerwehr umorganisiert und gehört seitdem zum Ministerium of Home Affairs.
Lediglich die Feuerwehr in der teilautonomen Region Zanzibar blieb unter dem Kommando eines eigenen Commissioner of Fire davon unabhängig und untersteht dem Präsidenten von Zanzibar, der auch der Vize Präsident von Tanzania ist.

Die Leitung der Feuerwehr erfolgt nun durch Regionale Feuerwehrführer in den verschiedenen Regionen des Landes. Die Zentrale Führung untersteht dem General Commissioner of Fire, der direkt vom Staatspräsidenten ernannt wird. Dieser ist meist kein Feuerwehrmann sondern kommt aus der Führung von Militär, Polizei oder Strafvollzug. Sein Stab besteht aus vier Commisioner of Fire. Diese sind für die Bereiche Operations, Finanzen, Ausbildung sowie Public Safety zuständig.

Anfang des Jahrtausends betrug die Einwohnerzahl in Dar es Salaam nun ca. 5. Mio Einwohner. Die einzige Feuerwache verfügte lediglich über 2 – 3 Tanklöschfahrzeuge und einen 52 m Skylift. Dazu kamen wenige japanische Pumper (ohne Tank), die lediglich als Transportfahrzeuge genutzt wurden.
So wurde bereits 2003 eine weitere Satelliten Feuerwache in der Nähe des Flughafens gebaut. Es dauerte jedoch noch einige Jahre bis diese auch an das Strassennetz angeschlossen werden konnte und dann ihren Betrieb aufnahm. Eine dritte Feuerwache entstand auf einem Militärgelände im Stadtteil Mwenge an der Ausfallstraße zu den nördlichen Stadtteilen.

Die technische Ausstattung der Feuerwehr ist absolut unzureichend. Es gibt nur wenige wasserführende Löschfahrzeuge, die aufgrund des Alters, der übermäßigen Beanspruchung und mangelnder Wartung wenig zuverlässig sind. So verfügt die 5 Mio Großstadt oft nur über drei fahrbereite Einsatzfahrzeuge oder auch über weniger.

Seit 2005 entstanden im Aufbau einer Städtepartnerschaft engere Kontakte zwischen der Feuerwehr in Dar es Salaam und der Feuerwehr Hamburg. Die Zusammenarbeit findet auf verschiedenen Ebenen statt. Dazu gehören

  • Materialhilfen von geeignetem Material, das in Deutschland systembedingt ausgesondert wurde.
  • Die Materiallieferungen sind immer mit Ausbildungen am neuen Gerät verbunden, diese erfolgen zumeist in Tansania, bei Bedarf aber auch in Hamburg.
  • Regelmäßig besuchen Angehörige der Feuerwehr Hamburg die Partnerfeuerwehr in Afrika und führen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen durch. Schwerpunkte sind die Themen Atemschutztechnik, Höhenrettung sowie Ausbildung von Rettungsschwimmern und Feuerwehrtauchern.
  • Ein Jugendaustausch unserer Jugendfeuerwehr findet regelhaft mit einer Internatsfeuerwehr in Dar es Salaam statt.
  • Weltwärts Freiwilligen mit Feuerwehrhintergrund werden für 6 – 12 Monate von Partnerorganisationen entsandt.
  • StudentInnen im Rettungsingenieurwesens der Hochschule für Angewandte Wissenschaften HAW Hamburg absolvieren ein Praxissemester bei die Fire and Rescue Force in Dar es Salaam. Schreiben ihre Bachelorarbeit über Themen aus Tansania.

Fire and Rescue Service Zanzibar

In Zanzibar ist alles anders. Beim Zusammenschluss von Tanganjika und Zanzibar zur Union Tanzania behielt das Inselarchipel etliche Eigenständigkeiten. Durch kurze Entscheidungswege ist die Zusammenarbeit mit deren Feuerwehr wesentlich einfacher.

Im Wesentlichen handelt es sich um zwei große Inseln: Inguja und Pemba. Während Inguja als „Zanzibar“ allgemein bekannt ist, kennen nur Taucher die Insel Pemba.

Die Feuerwehr von Zanzibar betreibt eine einfache Feuerwehrschule im Landesinneren. Allerdings ist die Ausbildung mehr auf militärischen Drill und Formalausbildung ausgerichtet.

Internatsfeuerwehr in Tansania

Seit 2006 gibt es eine Zusammenarbeit zwischen der Feuerwehr Hamburg und dem Dogodogo Center ein Austauschprogramm zum Aufbau einer Internatsfeuerwehr qm Ausbildungszentrum.

Das 1992 gegründete Dogodogo Center mit seinem „Multipurpose Training Center“ in Bunju, einem Stadtteil im Norden der Stadt, gibt rund 80 ehemaligen Straßenkindern und Jugendlichen aus Familien mit schwierigen Verhältnissen ein Zuhause. Doch nicht nur das, die Jugendlichen bekommen im Center eine Berufsausbildung in Schreinerei, Schneiderei oder in Schweißtechnik. Nach Abschluss der zweijährigen Ausbildung verlassen die Jugendlichen nach einer staatlichen Prüfung dann das Centrum.

In Zusammenarbeit mit der Jugendfeuerwehr aus Dar es Salaams Partnerstadt Hamburg ist am Center nun eine Internatsfeuerwehr für die Jugendlichen entstanden. Ein Weltwärts Freiwilliger gestaltet gemeinsam mit der Feuerwehr Leiterin die Ausbildung in der Internatsfeuerwehr.

Zwei Löschfahrzeuge aus Hamburg sind in der centereigenen Feuerwehr untergebracht und werden von den Schülerinnen und Schülern und dem Freiwilligen zur Ausbildung verwendet.

Rund die Hälfte aller Schüler nimmt am Feuerwehrunterricht teil, der sich an den deutschen Feuerwehr-Dienstvorschriften orientiert. Die Ausbildung findet zurzeit in kleineren Gruppen am Nachmittag nach dem Unterricht statt.

Ziel ist es, die Charakterbildung zu fördern und die Teamfähigkeit zu steigern. Auch arbeiten die ersten gut ausgebildeten Jugendlichen bei den privaten Feuerwehren in der Stadt.

Die Idee ist nicht neu. Auch in Deutschland gibt es Internatsfeuerwehren in Louisenlund und Salem.
In St. Petersburg sind Feuerwehrkurse Bestandteil des Unterrichts an weiterführenden Schulen.

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